Täärp, -e, dät
1. Dorf: 1.1 midden in t Täärp: im Dorfkern. 1.2 bute(n) Täärp (aofrs. * buta theme therpe ): außerhalb des Dorfes. 1.3 in uus Täärp: in unserem Dorf. 1.4 uum dät Täärp umetouluke: um das Dorf herumziehen.
touhopekume
1. zusammenkommen; sich versammeln: wie kemen bee/ dä‘n ekene Boom midden in t Täärp touhope : wir versammelten uns bei der Eiche mitten im Dorf. 2. sich vertragen: do bee häbe sik in de Wulle heeuwed/häiwed, man nu sunt jo Wier touhopekemen : die beiden haben sich in die Haare gekriegt, aber jetzt haben sie sich wieder vertragen.
Säärke, -n, ju
1. Kirche: 1.1 ätter de Säärke: nach dem Gottesdienst, nach der Messe. 1.2 ju Säärke midden in t Täärp läite: die Kirche mitten im Dorf lassen; nicht übertreiben. 1.3 aan in de Säärke apnieme: jemanden in die Kirche aufnehmen.
Sieroad , die
1. Zierrat, Ornament: die Sieroad fon dät Klood sunt do Kralen : der Zierrat des Kleides sind die Perlen. 2. etwas, was die Schönheit eines Menschen oder eines Gegenstandes steigert: deer sit nit fuul Sieroat an dät Skap : der Schrank ist ganz gewöhnlich, reizlos. 3. Sehenswürdigkeit: ju Romelster Säärke is die Sieroad fon uus Täärp : die Ramsloher Kirche ist die große Sehenswürdigkeit unseres Dorfes. 4. kokettes Ding; Zierpuppe.
Strieke iek Strieke, du strikst, hie/ju strikt, wie Strieke; streek, streken; is/häd strieken; strik/strieke! strieket!
1. streichen: ju streek dä‘n litje Wäänt truch do Hiere : sie strich dem kleinen Jungen durch die Haare. 2. anstreichen: hie lät sien Huus fon bute(n) Strieke : er lässt sein Haus von außen anstreichen. 3. bügeln, glätten: ju Wäske Strieke : die Wäsche bügeln. 4. streunen, wandern; ziellos umherziehen (is): do Broodbukke häbe niks tou dwoon un Strieke truch dät Täärp : die Halbstarken haben nichts zu tun und streunen durch das Dorf. 5. (Segel) einziehen: do Saile Strieke : die Segel streichen. 6. schärfen, wetzen: ju Saise Strieke : die Sense schärfen. 7. fließen (is): dät Woater strikt uur de Sträite : das Wasser fließt über die Straße. 8. streifen: hie streek dä‘n Houngst dä‘n Haalter uur dä‘n Kop : er streifte dem Pferd das Halfter über den Kopf. 9. Frauen nachstellen, besonders in ehebrecherischer Absicht (is): hie strikt ätter uur Wieuwljude : er stellt anderen Frauen nach. 10. (Hahn) hinter den Hühnern hersitzen, um sie zu treten (is): uus Hone is kroank un wol nit moor ätter do Hannen Strieke : unser Hahn ist krank und will die Hühner nicht mehr treten. 11. werben um: die Käärdel strikt bäte dät Wucht ien : der Bursche wirbt um das Mädchen. 12. in Richtung auf etwas gehen, laufen (is): hie koom ap uus Huus tou strieken : er kam auf unser Haus zugelaufen. 13. mit einer streichenden Bewegung irgendwohin befördern: hie streek sik do Hiere uut t Gezicht : er strich sich die Haare aus dem Gesicht. 14. langsam laufen, schlendern (is): do Eedgreeuwere streken an uus fóarbie : die Torfgräber schlenderten an uns vorbei. 15. etwas davontragen: uus Babe is bee/ dät Fugelskjoten mäd dä‘n eerste(‘n) Pries Strieke geen : unser Vater hat beim Schützenfest den ersten Preis davongetragen. 16. sausen, fliegen (is): do Kugele streken uur uus häär : die Kugeln sausten über uns hinweg. 17. ausstreichen, tilgen: do häbe min Nome uut ju Lieste strieken : die haben meinen Namen aus der Liste getilgt, ausgestrichen.
rundbrange
1. herumtragen, austragen, zustellen: ju brangt al jierenloang de Post in Hiere Täärp rund : sie trägt schon jahrelang die Post in ihrem Dorf aus. 2. ausschwatzen: ju häd allerwegense rundbroacht, dät die Suun fon Hiere Noaberske hilkje mout : sie hat überall ausgeschwatzt, dass der Sohn ihrer Nachbarin heiraten muss.
truchriede
1. hindurchreiten (is): hie is jäärsene truch dät Täärp truchrieden : er ist gestern durch das Dorf hindurchgeritten. 2. wund reiten: hie häd sik dä‘n Íers truchrieden : er hat sich den Hintern wund geritten.
umedwo
1. (+ sik) sich umtun; sich bemühen: hie died sik ätter ‘‘n gratter Huus Bute dät Täärp ume : er bemühte sich um ein größeres Haus außerhalb des Dorfes. 2. (auch + sik) umhängen, umlegen, überziehen: 2.1 ‘‘n Kralebeend umedwo : eine Perlenschnur umhängen. 2.2 ‘‘n Douk umedwo : ein Tuch überziehen, umlegen.
umetoufiere
1. herumfahren (is): 1.1 hie fierde uum dä‘n Peel umetou : er fuhr um den Pfahl herum. 1.2 wie fierden uum ju Säärke umetou : wir fuhren um die Kirche herum. 1.3 et is beter, wan jie uum dät Täärp umetoufiere : es ist besser, wenn ihr um das Dorf herumfahrt. 2. einen Umweg machen.
uutbaue
1. ausbauen, umbauen; ausgestalten: jo häbe dät litje Huus tou ‘‘n Winkel uutbaud : sie haben das kleine Haus zu einem Geschäft ausgebaut. 2. vergrößern, erweitern: jo wollen Hiere Buräi uutbaue : sie wollen ihren Bauernhof vergrößern. 3. sich aussiedeln: jo sunt in do fieftiger Jiere uut t Täärp uutbaud : sie haben sich in den Fünfzigerjahren aus dem Dorf ausgesiedelt.
Wai, do Wege, die
1. Weg: ju sät niks uut dä‘n Wai: sie leistet nichts. 1.2 hie kon wäch?t uut dä‘n Wai sätte: er kann tüchtig essen, trinken oder arbeiten. 1.3 ap ‘‘n krumen/skeeuwen Wai kume : auf Abwege geraten; auf die schiefe Bahn geraten. 1.4 hie stoant mie in dä‘n Wai : er steht mir im Wege. 1.5 Wai hoolde : auf dem richtigen Weg bleiben; den Kurs halten. 1.6 ‘‘n doden Wai : eine Sackgasse. 1.7 ap kumenden Wai : im Anmarsch, unterwegs. 1.8 ju is ap kumenden Wai : sie ist schwanger. 1.9 ap dä‘n Wai brange : veranlassen. 1.10 ‘‘n Wai apsmiete : einen Weg aus Buschwerk, Rasen und Steinen durch sumpfiges Gelände aufwerfen, aufschütten. 1.11 deer geen naan Wai an fóarbie : es ging kein Weg daran vorbei. 1.12 die Wai gungt in t Täärp : der Weg führt ins Dorf. 1.13 die Wai lapt fóar mie oun : der Weg läuft vor mir her (der Weg scheint endlos zu sein). 1.14 jo wieren al ‘‘n Eende wai : 1.14.1 sie waren schon ein Stück den Weg hinauf. 1.14.2 sie waren schon älter. 1.15 gunget jou Wai! : haut ab! geht weg! 1.16 hie mout wäch?t uut dä‘n Wai sätte; uurs is hie nit toufree : er muss etwas zu tun haben; sonst ist er nicht zufrieden. 1.17 hie sit uus aaltied in dä‘n Wai : er sitzt uns immer im Wege. 1.18 him sit niks in dä‘n Wai : er ist schlank, mager, kann sich gut bewegen. 1.19 ‘‘n Úre Wais : eine Wegstunde. 1.20 iek gunge sukke Ljudene jädden uut dä‘n Wai : ich gehe solchen Leuten gerne aus dem Wege.
winne iek winne, du winst, hie/ju wint, wie winne; won, wonnen; wonnen; win! winnet!
1. gewinnen, siegen: 1.1 hie wint dät Spil : er gewinnt das Spiel. 1.2 uus Täärp häd wonnen : unser Dorf hat gewonnen. 2. bewältigen, schaffen: koast du ju Oarbaid winne? : kannst du die Arbeit bewältigen? 3. erwerben: uus Babe häd two Buräien wonnen : unser Vater hat zwei Bauernhöfe erworben. 4. etwas ausrichten, Erfolg haben: deer is mäd ju Raize niks wonnen : die Reise ist umsonst unternommen worden, hat keinen Erfolg gehabt. 5. sich erholen mit einer gleichzeitigen Verbesserung des Aussehens: 5.1 siet hie tou t Kroankenhuus uut is, häd hie wonnen : seit er nicht mehr im Krankenhaus ist, hat sich sein Aussehen verbessert. 5.2 hie wint et wäch?il/wül Wier : er erholt sich wohl wieder. 6. gedeihen: dät Kolich häd goud wonnen : das Kalb ist gut gediehen. 7. werben, anwerben: Tjoonste winne : Dienstboten, Personal anwerben. [afrs. winna]
woonje
1. wohnen: 1.1 deer is et fluch Woonjen : da kann man schö‘n wohnen. 1.2 jo kume in uus Täärp un wollen bee/ uus woonje : sie kommen in unser Dorf und wollen bei uns wohnen.
appenaite fon
in der Nähe von/des, der: ju woont appenaite fon dät oolde Täärp : sie wohnt in der Nähe des alten Dorfes.
oulope
1. ablaufen (is): 1.1 oulope läite : kurzerhand abfertigen. 1.2 oulope läite : ein Schiff zu Wasser lassen. 1.3 oulope läite : verleumden. 1.4 wie häbe dät Woater in uurs ‘‘n Sloot oulope läiten/lät : wir haben das Wasser in einen anderen Graben abgeleitet. 2. abfließen (is): dät Woater ron so sinnich ou : das Wasser lief langsam ab. 3. (Schuhe) durch viel Gehen abnutzen: iek häbe mien Skoue ouronnen : ich habe meine Schuhe abgenutzt. 4. (Meeresspiegel) ebben; bei Ebbe absinken (is): wie konnen nit bee/ oulopend Woater wäch?chfoaren : wir können nicht bei Ebbe wegfahren. 5. verlaufen (is): dät is uurs ouronnen : das ist anders verlaufen. 6. eine Strecke entlanggehen, um sie zu besichtigen oder zu kontrollieren: 6.1 hie häd ju loange Sträkke tou Fout ouronnen : er hat die lange Strecke zu Fuß kontrolliert. 6.2 iek kon dä‘n Wai nit oulope : ich kann den Weg bis zum Ende nicht schaffen. 7. absuchen: iek häbe dät hele Täärp ouronnen un dä‘n Huund daach nit fuunden : ich habe das ganze Dorf abgesucht und den Hund doch nicht gefunden. 8. (Feld, Acker, Grundstück) Neigung, Gefälle haben und deswegen gut entwässern (is): 8.1 Hier lapt uus Lound goud ou : hier hat unser Land ein gutes Gefälle. 8.2 die Äkker is nit mudderch; Hier is goud oulopend Lound : der Acker ist nicht sumpfig; hier ist gut entwässerndes Land. 9. zu Ende gehen; die Gültigkeit verlieren (is): ju Tied is ouronnen : die Frist ist abgelaufen.
ouklopje
1. abklopfen; durch Klopfen entfernen: 1.1 dä‘n Snee, dä‘n Stoaf fon do Klodere ouklopje : den Schnee, den Staub von den Kleidern abklopfen. 1.2 Snee fon do Skoue ouklopje : Schnee von den Schuhen stampfen. 1.3 eerst mout die Koolk fon do oolde Stene ouklopped wäch?ide : zunächst muss der Kalk von den alten Steinen entfernt werden. 2. absuchen: wie häbe dät hele Täärp ouklopped, man wie kuden him nit fiende : wir haben das ganze Dorf abgesucht, aber wir konnten ihn nicht finden. 3. (Dachpfannen) auf den Klang hin auf Risse untersuchen: do Ponnen ouklopje : die Dachpfannen auf den Klang hin untersuchen, um festzustellen, ob sie rissig seien.
oujachterje
herumtollend ablaufen: do Broodbukke sunt/häbe dät hele Täärp oujachterd : die Halbstarken haben das ganze Dorf herumtollend abgelaufen.
midde
1. mitten: 1.1 hie liech midde ap de Sträite : er lag mitten auf der Straße. 1.2 hie stuud midde twiske do Besäikere : er stand inmitten der Besucher. 1.3 ju is midde in do Jiere : sie ist mittleren Alters. 1.4 ju stuud deer midde moank do Ljudene : sie stand mitten unter den Menschen. 1.5 midde in t Täärp : mitten im Dorf. 1.6 midde moank do Skäipe ron die Huund : mitten unter den Schafen lief der Hund. 1.7 do Geleerde moakeden ‘‘n Kring uum him tou, un Jesus siet deer midde oane tou pretenjen : die Gelehrten machten einen Kreis um ihn herum, und Jesus saß mitten drin und predigte.
kundich
1. erfahren: 1.1 kundich weze : sich auskennen. 1.2 kundich wäch?ide : erkennen. 2. bekannt: ‘‘n kundich Paad : ein bekannter Weg. 3. kenntnisreich: du bääst deer gjucht kundich oane : darin bist du sehr kenntnisreich. 4. wissend, informiert: in dät Täärp is hie kundich : in dem Dorf weiß er Bescheid.
knäppelje
1. knüppeln, schlagen. 2. mit Pferd und Wagen schnell fahren; eilen, rasen, jagen (is): hie knäppelde truch dät Täärp : er jagte durchs Dorf. 3. emsig herumlaufen, ohne viel zu erreichen (is).
klinge et klingt; kloang, kloangen; kloangen; kling! klinget!
1. klingen, tönen: 1.1 do Säärkenklokken klinge dumperch, wan et tjuk fon Dook is: die Kirchenglocken klingen dumpf, gedämpft, wenn es sehr neblig ist. 1.2 ‘n klingende Stämme: eine helle Stimme. 1.3 deer klinge mie do Ore: es klingen mir die Ohren. 1.4 mien Fjole klingt juustso: meine Geige hat denselben Klang. 2. erschallen, ertönen: ju Fabriekfloite kloang midde in t Täärp: die Fabriksirene erscholl mitten im Dorf. 3. schrumpfen; sich zusammenziehen: dät druge Holt klingt: das trockene Holz zieht sich zusammen.
japje
1. gaffen: in oolden Tieden studen do Ljudene Hier an de Sträite tou japjen, wan Froamde in t Täärp kemen : in alten Zeiten standen die Leute hier an der Straße und gafften, wenn Fremde ins Dorf kamen. 2. weit offen stehen: ju Poute jappet wied epen : die Gartenpforte steht weit offen. 3. (Wunde, Riss) klaffen: ju Wunde/Wuunde an sien Soke jappede, sodät ju moormoals säid wäch?ide moaste : die Wunde an seiner Wange klaffte, sodass sie mehrmals genäht werden musste. 4. den Mund aufreißen; gähnen. 5. schnappen: hie jappet ätter Luft : er schnappt nach Luft. 6. lechzen, schmachten: dät litje Bäiden jappede ätter Woater : das kleine Kind lechzte nach Wasser.
inmidde fon
mitten in: ju Stoundbielde stuud inmidde fon uus Täärp : die Statue stand mitten in unserem Dorf.
iensätte
1. einsetzen: die Timmermon sätte ‘‘n Rute in t Finster ien : der Zimmermann setzte eine Scheibe ins Fenster ein. 2. verwenden: du moast moor Oarbaidere iensätte : du musst mehr Arbeiter verwenden. 3. (+ sik) sich einsetzen: wie wollen uus foar die bee/ de Kere iensätte : wir wollen uns für dich bei der Wahl einsetzen. beginnen, anfangen: ju Adentied sät ien : die Erntezeit beginnt. 5. (Lebensmittel) einmachen: Bonen iensätte : Bohnen einmachen. 6. in ein Amt oder eine Stellung einführen; einstellen: die Pastoor wuud foar tjoon Jier Hier in uus Täärp iensät : der Pastor wurde für zehn Jahre hier in unserem Dorf eingestellt. 7. verwerten: ju kon Hiere wieten goud iensätte : sie kann ihr Wissen gut verwerten. 8. einen Geldbetrag bei einer Wette einsetzen: iek häbe fieuw Maak bee/ dussen Wädstried iensät : ich habe fünf Mark bei diesem Wettstreit eingesetzt.
Hak un Mak, dät
Krethi und Plethi; Pöbel; gemeines Volk: Hak un Mak was/wieren dälich in t Täärp: gemeines Volk war heute im Dorf.